Die geplante Reform des Rettungsdienstes bleibt weiterhin ein heiß diskutiertes Thema in der deutschen Gesundheitspolitik. Ziel ist es, die präklinische Notfallversorgung moderner, effizienter und vor allem rechtssicherer zu gestalten. Dabei spielen besonders die Weiterentwicklung der Qualifikationen von Notfallsanitätern, die Rolle der Rettungssanitäter sowie Verbesserungen der Schnittstelle zur klinischen Versorgung zentrale Rollen. Doch wie sieht die aktuelle Lage aus, und welche Änderungen zeichnen sich ab?
Aktueller Stand der Reform – Wo stehen wir heute?
Ursprünglich sah der von Gesundheitsminister Karl Lauterbach eingebrachte Gesetzentwurf eine umfassende bundesweite Reform des Rettungsdienstes vor. Doch trotz
intensiver Diskussionen und Debatten konnte bisher keine verbindliche bundesweite Einigung erzielt werden. Viele Reformpläne sind derzeit weiterhin in der Schwebe und sorgen für erhebliche
Unsicherheit in der Rettungsdienstbranche. Die Forderung nach verbindlichen Standards und klaren rechtlichen Rahmenbedingungen ist dringlicher denn je, um endlich Planungssicherheit zu schaffen
und zukunftsweisende Veränderungen zu ermöglichen.
Akademisierung der Notfallsanitäter – Vorteile einer Approbation
Eine zentrale Säule der Reformpläne ist die angestrebte Akademisierung der Notfallsanitäter. Aktuell können Notfallsanitäter bereits invasive Maßnahmen durchführen
und Medikamente verabreichen – allerdings nur auf Grundlage von Notstandsregelungen oder ärztlicher Vordeligation. Genau hier setzt die Idee einer akademischen Qualifizierung und Approbation an:
Diese könnte Notfallsanitätern eine eigenständige, rechtssichere Handlungskompetenz verleihen. Der entscheidende Vorteil einer solchen Approbation wäre, dass Notfallsanitäter auch komplexe
Behandlungsentscheidungen unabhängig treffen könnten, was die Versorgung von Patienten verbessern und Notärzte maßgeblich entlasten könnte.
Erste Hochschulen bieten bereits rettungswissenschaftliche Studiengänge an, um diesen Bedarf zu decken. Es wird aktuell intensiv diskutiert, ob zukünftige Bachelor-
oder Master-Abschlüsse die Türen zur eigenständigen Approbation öffnen könnten. Wie genau diese akademischen Wege aussehen und welche Übergangsregelungen für bestehende Notfallsanitäter
geschaffen werden sollen, bleibt derzeit jedoch noch offen.
Der Rettungssanitäter wieder im Fokus – Aufwertung der Rolle
Mit dem schrittweisen Wegfall der Rettungsassistenten kehren erfahrene Rettungssanitäter vermehrt ins Zentrum der Personalplanung zurück. Qualifizierungsmodelle wie
„RS 100“ oder „RS Plus“ gewinnen zunehmend an Bedeutung, um Rettungssanitäter für eigenverantwortliche Aufgaben zu qualifizieren. Besonders sichtbar wird dies in Ballungsgebieten, wo
Rettungssanitäter eigenständig Patientenversorgung auf Notfallkrankentransportwagen (NKTW) oder Berliner Rettungswagen (BRTW) übernehmen.
Angedacht ist derzeit eine Verlängerung der Rettungssanitäterausbildung auf bis zu zwölf Monate inklusive Staatsexamen, um die Qualifikation auf ein höheres Niveau
zu heben. Wie genau aber Übergangsregelungen und Zertifizierungs- oder Rezertifizierungsprogramme aussehen könnten, ist aktuell noch Gegenstand intensiver Diskussionen.
Klinische Versorgung – Was soll besser werden?
Auch die Verbindung von präklinischer und klinischer Versorgung soll zukünftig deutlich verbessert werden. Die Einrichtung von „Integrierten Notfallzentren (INZ)“,
in denen Rettungsdienst, ärztlicher Bereitschaftsdienst und Notaufnahme direkt verzahnt zusammenarbeiten, könnte dabei helfen, Patientenströme besser zu steuern und die Versorgungsqualität
deutlich zu erhöhen.
Zusammenfassung und Perspektiven für die Zukunft
Der Rettungsdienst in Deutschland steht aktuell vor bedeutenden Veränderungen. Die geplante Akademisierung der Notfallsanitäter und die Stärkung der
Rettungssanitäterrolle bieten erhebliche Chancen zur Optimierung der Notfallversorgung. Auch die klinische Versorgung könnte von den Reformmaßnahmen profitieren.
Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung ist jedoch eine klare, praxisnahe und rechtssichere Regelung seitens der Politik. Nur dann können langfristig optimale
Bedingungen für das Rettungsfachpersonal und damit für die Patientenversorgung geschaffen werden.
Es bleibt also spannend, wie sich diese wichtigen Entwicklungen fortsetzen. Wir bleiben dran und informieren euch regelmäßig über die neuesten Entwicklungen, damit
die Branche endlich die Sicherheit und Klarheit erhält, die sie verdient.

Über den Autor
Christopher Kern ist Medizinpädagoge mit Schwerpunkt Rettungsmedizin und Schuldirektor der KERN Bildungsgesellschaft. Seine Leidenschaft gilt prägnanten und aussagekräftigen Blogbeiträgen, mit denen er das Angebot der KERN Bildungsgesellschaft durch fundierte Informationen beleuchtet und wichtige Schwerpunktthemen behandelt. Darüber hinaus beschäftigt sich Herr Kern in seinen Beiträgen mit pädagogischen Strategien zur Optimierung der Lehre im Bereich der Rettungsmedizin.