Der Rettungssanitäter ist der zweitälteste Beruf im Bereich der präklinischen Notfallmedizin als Nicht-Arzt und stellt somit eine traditionsreiche Beschäftigung dar. Viele wissen gar nicht, dass der Rettungssanitäter ein direkter Nachfolger der frühenden Heilgehilfen ist, der im Bereich der Fischerei und Bergbau als Erst- und Arzthelfer tätig war. Das medizinische Wissen, vor allem die Schwerpunktvermittlung der prähospitalen Versorgung ist eine lange und vor allem hochinteresante Entwicklung, die viel aus dem millitärischen Bereich inspiriert wurde. Nach jahrelanger Selbstfindungsphase der einzelnen Bundesländer entsandt sodann 1977 ein Abkommen (Bund/Länder-Ausschuss Rettungswesen) was erstmals einheitlich die Ausbildung des Berufes "Rettungssanitäter" definierte und einen Qualitätsstandart sicherstellte. Trotz der Einführung des Rettungsassistenten, der übrigens in den ersten Jahren von erfahrenden "Lehrrettungssanitätern" ausgebildet wurde und der 2014 übergestellten neuen Ausbildung zum Notfallsanitäter, steht der Rettungssanitäter nach wie vor stabil als fester Bestandteil eines Krankentransport- sowie Rettungstransportwagen in der Branche und sichert in Kombination mit Rettungsassistenten und Notfallsanitätern die präklinische Versorgung von Notfallpatienten.
Probieren geht über studieren
Seit ca. zwei Jahren haben wir nun unsere Weiterqualifizierung zum Lehrrettungssanitäter im Probelauf mit überregionalem Angebot der Teilnahme. Unserer Konzept wurde jedoch eher mit gemischten Gefühlen angenommen. Für Rettungssanitäter ein langerhofftes Upgrade die im begrenzten Rahmen zur Lehrarbeit berechtigt und für Lehrrettungsassistenten sowie Praxisanleiter eher abgegolten als "unnötiger Humburg" deklariertes Feedback. Ganz nach dem Motto ,,was der Bauer nicht kennt, isst er auch nicht" sind wir natürlich mit Erwartung genau solch eines Feedbackverhaltens an unseren ersten Testlauf herrangegangen und haben aus den ersten 24 Monaten gelernt und umfangreich nachoptimert.
Der Lehrrettungssanitäter ist keine neue Idee, sondern von uns neu interpretiert. Auch wenn die beginnend gedachte Funktion als Praxisanleiter im präklinischen Bereich damals von Lehrrettungsassistenten übernommen und heute von Notfallsanitätern ausgeführt, abgelöst ist, sehen wir nicht nur Zukunft sondern auch ein Erfordernis, was die Ausbildung von Nachwuchsrettungssanitätern anbelangt. In einigen Bundesländern müssen viele RS-Anwärter auf einen Krankentransportwagen für das geforderte Pflichtpraktikum ausweichen, da die Kapazitäten im Regelrettungsdienst nahezu erschöpft sind. In diesem Fall sollte besonders erfahrendes Personal ausbilden, optimalerweise mit einer Zusatzqualifikation. Weiter bietet der Lehrrettungssanitäter als Basisqualifikation erfahrenden, nicht mehr im aktiven Dienst tätigen und besonders motivierten Wissenweitergebern die Möglichkeit der Teilnahme an einer Lehrtätigkeit in einer Fachschule für Rettungssanitäter. Warum von diesem Wissen nicht profitieren? Betrachten wir unsere Gesundheitsbranche, bildet im Bereich der nichtärztlichen Fachkräfte in der Regel immer auch der gleiche Berufsstand aus. Warum also nicht auch teilweise im Rettungsdienst!?