Der Rettungssanitäter ist die zweithöchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst in Deutschland und bietet nach einer vergleichsweise kurzen Ausbildung
vielfältige berufliche Perspektiven. Ein Rettungssanitäter kann als Rettungsdienstverantwortlicher auf einem Krankentransportwagen oder als Maschinist und Assistenzkraft auf einem
Rettungstransportwagen arbeiten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in einer Erste-Hilfe-Station/Notfallaufnahme, in allgemeinen stationären klinischen Betrieben, ambulanten
medizinischen Einrichtungen wie z.B. einer Hausarztpraxis, im pflegerischen Fachbereich in Assistentenfunktionen, in Notrufleitstellen oder Leitstellen von privaten Krankentransporten, Impf- und
Blutspendezentren und vielen anderen Bereichen. Die Verdienstmöglichkeiten sind vielversprechend, variieren jedoch von Bundesland zu Bundesland.
Es handelt sich um einen anerkannten Beruf in der Notfallmedizin
Oft wird behauptet, dass die Ausbildung zum Rettungssanitäter kein anerkannter Beruf sei und keine richtige Ausbildung darstelle, schon gar nicht eine
Berufsausbildung. Dem wurde jedoch eindeutig widersprochen. Im Jahr 2011 entschied ein Gericht, dass die Fachausbildung zum Rettungssanitäter, auch ohne vorige Berufsausbildung, als vollwertige
Berufsausbildung anzusehen und anzuerkennen ist (BFH, Urteil vom 27.10.2011 – VI R 52/10). Zudem wird der Rettungssanitäter in allen Gesetzen, die den Rettungsdienst regulieren, als feste
Besatzung auf einem Rettungstransportwagen erwähnt. Wenn diese Ausbildung also kein "richtiger Beruf" oder gar nicht anerkannt wäre, dann wäre der Rettungssanitäter auch kein fester Bestandteil
der präklinischen Notfallmedizin. Es sei auch erwähnt, dass der Rettungssanitäter direkt nach dem Heilgehilfen eingestuft wird, deren Ursprung in der Fischerei und im Bergbau liegt. Somit ist der
Rettungssanitäter einer der ältesten Fachberufe im Bereich der Notfallmedizin, sogar noch vor dem Notarzt.
Kurze Ausbildung, große Verantwortung
Die Ausbildung zum Rettungssanitäter ist kompakter als andere Ausbildungen im Gesundheitssystem mit rettungsdienstlicher Relevanz. Die Kürze der Ausbildung ist
jedoch keinesfalls ein Nachteil, wie oft empfunden oder behauptet wird. Es gibt in Deutschland kein vergleichbares Ausbildungssystem, das in kurzer Zeit so umfangreiches allgemeinmedizinisches
Wissen und Können vermittelt, das präzise auf die Hilfeleistung in notfallmedizinischen Situationen zugeschnitten ist. Im Fokus steht dabei klar das Erkennen solcher Situationen und das Einleiten
und Durchführen lebenserhaltender oder sogar wiederherstellender Maßnahmen. Dieser Tätigkeitsschwerpunkt wird in der gesamten Ausbildung stark trainiert und macht den Rettungssanitäter eindeutig
zu einem Spezialisten auf dem Gebiet der präklinischen Notfallmedizin, insbesondere bei der Erstversorgung. Für eine tiefere Versorgung, beispielsweise im Rahmen invasiver Maßnahmen, ergänzen
Notfallsanitäter oder Notärzte das Team.
Eine Investition in die Zukunft
Unsere Welt befindet sich im Wandel. Die Bevölkerung wächst stetig, was zu einem höheren Bedarf an medizinischer Versorgung führt. Im Fokus steht dabei auch die
präklinische Versorgung hilfebedürftiger Personen durch nicht-ärztliches sowie ärztliches Fachpersonal im Rettungsdienst in Deutschland. Aber auch in anderen Fachbereichen wie der Pflege oder
medizinischen Logistik wird der Beruf des Rettungssanitäters immer präsenter. Rettungssanitäter werden innerhalb kurzer Zeit ausgebildet, haben eine fundierte grundpflegerische und
notfallmedizinische Ausbildung und sind durch modulare, dem vorigen Ausbildungskonzept angepasste, weiterbildende Maßnahmen auf viele weitere medizinische Einsatzmöglichkeiten vorbereitet. Dieser
Beruf hat Zukunft und wird auch bei zukünftigen Nachregulierungen stets ein fester Bestandteil der Medizin sein und bleiben.
Über den Autor:
Christopher Kern ist Bildungsexperte für Rettungsmedizin und Schulleiter an der KERN Bildungsgesellschaft. Seine Leidenschaft sind prägnante und aussagekräftige Blogbeiträge, um das Angebot der
KERN Bildungsgesellschaft mit fundierten Informationen zu beleuchten und Schwerpunktthemen zu behandeln. Herr Kern beschäftigt sich in seinen Beiträgen auch mit pädagogischen Strategien für eine
optimierte Lehre im Bereich Rettungsmedizin.